Seit einem guten Monat bin ich nun zwangsbeurlaubt. Weiterhin muessen Schulen, Universitaeten, Kindergaerten, Frisøre, Physio, Bibliotheken und auch viele kleine Betriebe geschlossen bleiben. Ab Montag, den 20. April wird eine gradweise Aenderung stattfinden. Kindergaerten werden vorsichtig wieder øffnen. Ab dem 27. April duerfen dann auch die ersten Schulen (1.-4. Klasse) wieder los legen – aber das alles unter Vorbehalt. Das Norwegian Institute of Public Health (auf norwegisch „Folkehelseinstituttet“) erarbeitet derzeit verschiedene Vorlagen bzgl. besonderer Hygiene- und Schutzmaßnahmen bei taeglichen Betrieb. Diese Massnahmen werden fuer jeden Dienstleister ab Freitag vorliegen. Auch fuer Zahnaerzte. Wenn wir diese Massnahmen kennen, kønnen wir anfangen den Arbeitsalltag wieder zu planen. Ich kønnte mir vorstellen, dass wir z.B. besondere Schutzmasken tragen muessen, nur eine gewisse Menge an Pasienten in der ersten Zeit behandeln duerfen, mehr als nur Schmerzbehandling, aber auch eben noch nicht alles. Nach und nach werden wir also hoffentlich wieder fuer unsere Pasienten voll da sein duerfen.
Ich lese gerade, dass Deutschland die Schulen und Kitas erst wieder am 04.Mai øffnen werden. Bei uns wird natuerlich genau hingeschaut, steigen die Ansteckungen wieder, wird die Regierung die Lockerung wieder rueckgaengig machen.
Per 15.04.2020 hat Norwegen bei einer Bevølkerungsanzahl von 5,368 Millionen Menschen: 6732 bestaetigte (also getestete) Coronakranke, 190 Personen sind davon im Krankenhaus und 150 Personen sind verstorben.
Quelle: NRK
Vor Ostern hat sich anhand der Zahlen gezeigt, dass sowohl neue Infizierte und Pasienten, die im Krankenhaus behandeln werden muessen, stabil sind, sogar leicht sinken.Daher wird eine vorsichtige Wiederaufnahme des Alltags fuer einige Bereiche ab dem 20.04. møglich sein.
Durch diese Massnahmen sind wir ja alle eingeschraenkt in unserem alltaeglichen Leben. Vieles fehlt, vieles kønnen wir nicht mehr machen. Einige arbeiten derzeit sehr viel und andere versuchen mit der Langsamkeit klar zu kommen.
Was vermissen wir wirklich in der derzeitigen Situation? Von A nach B zu hetzen um Kind, Arbeit und soziale Verpflichtungen effektiv miteinander zu verbinden? Das staendige kaufen, das Hin- und Herfahren mit dem Auto oder der Bahn? Die Termine, die Versammlungen (høchstwahrscheinlich noch an verschiedenen Orten mit knappen Zeitpensum) und das staendige Abbrechen sich auf eine Sache konzentrieren zu kønnen?
Ich fuer meinen Teil, muss zugeben: Nein, all das vermisse ich nicht. Okay, zum Thema Schule und Kids kann ich nicht viel sagen – bekannterweise 🙂 Ich mag diese Langsamkeit. Ich find es gut, dass wir merken wie wenig wir gerade brauchen, besonders was den Handel angeht. Wie erfinderisch man wird, um dennoch das Homeoffice effektiv zu bewerkstelligen. Die digitalen Møglichkeiten wirklich auszuschøpfen (in der Hoffnung, dass das Internet nicht schlapp macht 😉 ) und dadurch neue Møglichkeiten zu entdecken. Diese Sachen werden uns durchaus in der Zukunt nun begleiten. Gut so. Denn nicht immer muss man wirlich persønlich von A nach B hetzen, jedem alles hinterhertragen, nicht alle acht Stunden vor dem PC im Buero sitzen.
Was aber fehlt, das sind die sozialen Kontakte, das unbeschwerte Miteinander, das Umarmen eines guten Freundes. Das kulturelle Defizit ist auch gross. Kein Kino, kein Theater, keine klassischen Musikvorstellungen – das macht einem das Gemuet schwer mit der Zeit.
Dennoch – ich gestehe, dass ich nichts gross vermisse. Ich liebe es morgens aufzustehen, Kaffee zu kochen, frische Brøtchen in den Ofen zu schieben, die Tuer zu øffnen und mit meiner dicken Wolldecke mir erstmal den neuen Tag von der Treppe aus anzuachauen. Die Vøgel beobachten, ganz in Ruhe. Dem Gezwitscher lauschen. Den Tag willkommen heissen ohne Zeitdruck. Klasse! Danach fruehstuecken und dann ueberlegen, was man nur mit sich selbst wieder anstellen kann 🙂 Der Garten ist da super. Ich grabe, ich buddel, ich plane, pflanze, pflanze wieder um. Bin dann doch genervt, wenn ich nicht effektiv genug harke og grabe 🙂 Es tut gut einfache Dinge zu machen und dabei zu denken, was einen in den Sinn kommt. Ich raeume allerdings ein, dass ich weiss, dass dieser Zustand nicht von Dauer sein kann. Ja ja … wir muessen, wir sollten, wir kønnen doch nicht. Also wird es wohl Zeit, dass wir wieder loslegen aber das schøn langsam 🙂 Hoffen wir, dass wir von dieser Ruhe, der Langsamkeit und dem mit uns ein, was mitnehmen fuer die Zukunft. Und nicht in 6 Monaten genauso wieder Rasen, Eilen und „keine Zeit“ fuer uns haben.
Eigenlich wollte ich euch nur Bilder von meiner letzten Waldtour von hier um die Ecke posten – Bilder findet ihr hier – das kam nun raus, wenn frau mal die Gedanken „freilaesst“. Ach ja und habe ich erwaehnt, dass ich bald einen neuen Rechner konsumieren muss? 😦 Dieser hier bringt mich noch zur Weissglut mit seiner alten Langsamkeit 🙂 🙂
