Gestern durfte ich meinen Kollegen und mir unsere Zwangsbeurlaubung ab heute ausprechen. Das Gesundheitsamt in Norwegen (Helsedirektoratet) hat letzte Woche beschlossen, dass Zahnarztkliniken nur noch eine akute Behandlung anzubieten haben. Von uns geht eine grosse Gefahr der Virusstreuung aus. Viele Patienten, viel Schnodder und Blut ;), sehr naher Kontakt zum Patienten. Wir sollen nur eine akute Behandlung anbieten. Alles andere muss warten. Die Zahnaerztliche Vereinigung (NTF) hat somit beschlossen, dass vorzugshalber Antibiotika oder Schmerzmittel der erste Weg bei Schmerzpatienten sind, bevor irgendwie gebohrt oder „aufgemacht“ wird. Patienten, die mit dem Corona Virus infiziert sind und Zahnschmerzen haben, muessen zum øffentlichen Zahnarzt, der in der Naehe von Kristiansand jetzt drei weitere „Notkliniken“ einrichtet. Diese sollen mit der richtigen Schutzkleidung ausgestattet werden.
Bedeutet fuer unsere Klinik also, dass unter diesen Umstaenden mein Chef keine fuenf Angestellen in der naechsten Zeit braucht und auch nicht bezahlen kann. Denn die Einbussen sind hoch. Da ja auch Aerztemaengel durch die Quarantænebestimmungen fehlen, wird er wohl demnaechst anderen Kliniken aushelfen. Wir werden sehen. Unsere Zahnarztpraxis bleibt vorerst bis 30.04.2020 geschlossen, abgesehen von sehr akuten Faellen, die sich mein Chef dann annimmt.
Die Zwangsbeurlaubungen heissen hier „Permittering“. Um diese fuer ein paar oder alle Mitarbeiter aussprechen zu kønnen, bedarf es natuerlich Formregeln. Diese herauszufinden, war nicht so einfach. Und es sollte schon richtig sein, sonst laufen wir Gefahr, dass wir vom „Amt“ kein Geld bekommen. Normalerweise bekommt man dann nach 14 Tagen voll Lohn vom Chef, 62,4 % von seinem Gehalt. Nun hat aber die Regierung aufgrund von Corona verschiedene „Rettungspakete“ geschnuerrt u.a. dass der Arbeitgeber nur die ersten beiden Tage der Beurlaubung voll zahlen muss, dannach uebernimmt das Amt. Wir bekommen 20 Tage unser volles Gehalt, bevor es dann nur noch 80% (bei Geringverdiener) bzw 62,4 % sind.
Das hilft aber erstmal ungemein. Wartezeiten fuer die Bearbeitung des Antrages beim Amt sind natuerlich in die Hoehe gesprungen. In den letzten Tagen sind ueber 45.000 Ersuche fuer „Dagpenger“ bei NAV (Amt) eingegangen. Alles hat ja seine Wirkung. Viele Firmen muessen nun erstmal zu machen, ihre Angestellten nach Hause schicken. Die, die nicht Homeoffice machen kønnen, werden auf Zwangsurlaub gesetzt. Bei den langen Wartezeiten fuer die Geldantraege, wird es dauern, bis wir alle unseren monatlichen Scheck bekommen. Dennoch laufen ja die Ausgaben weiter. Was tun, wenn man allein ist, Kinder hat oder auch der Partner beurlaubt wird? Bisher sind auch die Banken sehr entgegenkommend, kønnen Hauskredite stunden. Die Regierung arbeitet weiter an verschiedenen Rettungspaketen. Ich finde, dass laueft – wenn man bedenkt, in welcher Situation sehr viele Laender sind – sehr gut. Norwegen wird eben das grosse Sparbuch „Ølfond“ øffnen muessen.
Tja und ich nun? Sitze hier mit Kaffee und ueberlege welche Projekte ich nun starten kann, die a) nichts mit Folk zu tun hat b) ich hier zu Hause machen kann c) was nicht nur mit Putzen zu tun hat 🙂 und d) mich an die frische Luft bringt. Fuer richtige Gartenarbeit ist es teilweise nachts noch zu kalt aber es laesst sich was finden. Zu gern wuerde ich mit der Motorsaege — ein paar alte Nadelbaeume vernichten (glaubt mir, die muessen wirklich weg!) aber das laesst mein Mann mich nicht alleine machen- Komisch 🙂
Wann darf man eigentlich Birnen- und Pflaumenbaeume beschneiden? Na ich merke schon, es wird sich was finden. Ach ja und ansonsten haenge ich mal wieder an einem Strickprojekt – ein Pullover – ja tatsaechlich.
Und natuerlich werde ich auf Tour gehen, so allein und wehe da kommen Leute 🙂 Dann hab ich den Zollstock in der Tasche und kann den Meter genau abmessen … Na Scherz beiseite. Ich hoffe, dass wir uns alle mal an die Nase fassen (ach herje, das duerfen wir ja eigentlich auch nicht…) und uns genau ueberlegen, wie wir uns bewegen, uns an die Auflagen halten. Vor allem NICHT ZU HAMSTERN. Denkt an die Mitmenschen, an die Aelteren und Kranken. Kommt zur Vernunft und seit keine Egoisten.
Passt alle gut auf euch auf!